Frust, Stress, Traurigkeit, Langeweile oder Belohnung: Es gibt viele Gründe, warum Menschen in solchen Situationen zum Essen greifen. Gehörst du auch zu den emotionalen Essern und findest im Soulfood deine Befriedigung? Immerhin drei von vier Menschen sind sogenannte emotionale Esser. Kurzfristig ist es auch nicht schlimm. Erst wenn es zur Gewohnheit wird, kann es die eigene Lebensqualität einschränken, Übergewicht begünstigen und das Abnehmen erschweren. Erfahre hier, was deine Psyche bei Stress und Kummer mit deinem Hungergefühl macht und was du dagegen tun kannst.
Hunger oder Hunger?
Der Magen knurrt. Du hast Hunger. So richtig Hunger, dass es im Bauch ziept und du dich unwohl fühlst. Da hilft nur noch eins: Essen bis das Sättigungsgefühl einsetzt. Doch viele kennen ein Knurren des Magens gar nicht mehr, weil sie einfach ohne Grund essen.
Ob aus Langeweile, Stress oder als Belohnung: Der emotionale Hunger kann groß sein. Oft lernen wir schon als Kinder, dass sich verschiedene Probleme mit Essen lösen lassen. So werden wir mit einem Schokokeks fürs Aufräumen belohnt oder bekommen einen kunterbunten Lolli als Trostspender. Unser Gehirn verknüpft auf diese Weise das Essen mit dem Gefühl der Anerkennung und Zufriedenheit. Folglich werden in uns Glückshormone ausgeschüttet. Die Laune steigt, wir fühlen uns gut.
Da sich dieses Verhaltensmuster über viele, viele Jahre eingeprägt hat, ist es enorm schwierig, dieses wieder abzugewöhnen. Fühlen wir uns im Erwachsenenalter gestresst, einsam oder traurig, werden wir deshalb häufig zum emotionalen Essen verleitet. Es gibt uns ein gutes Gefühl, wenn wir beispielsweise zum Schokoriegel greifen – aber nur kurzfristig. Wir werden beim emotionalen Essen niemals richtig satt. Das Tückische: Um den Snack als Belohnung zu empfinden, muss er besonders süß sein, damit die Ausschüttung körpereigener Glückshormone das Maximum erreicht. Doch das kann schnell zum Bumerang werden, so dass unser Unterbewusstsein Glück nur noch mit Essen verknüpft.
Hormone in Action: Serotonin und Cortisol
Einer der entscheidenden Botenstoffe für unser Glücksempfinden ist das Serotonin, im Volksmund auch „Glückshormon“ genannt. Steht zu wenig von diesem Botenstoff, der in unserem Nervensystem Informationen weitergibt, zur Verfügung, geraten wir deutlich leichter und schneller in Rage. Das Problem: Serotonin ist zugleich eine Art Schranke, die normalerweise dafür sorgt, dass wir nicht zu viel essen. Liegt also in unserem Körper ein Serotoninmangel vor, werden wir häufiger und leichter wütend. Diese Art von Stress führt dazu, dass wir sofort etwas essen möchten. Da die Serotoninschranke fehlt, kann diese Attacke aber nicht gebremst werden. Die Folge: Man isst und isst, nimmt zu, wird unzufrieden. Frust entsteht, so dass man aus lauter Verzweiflung sich mit einem Stück Schokolade tröstet. Herzlich willkommen im Teufelskreis. Gut, dass man da ein wenig gegensteuern kann: So sind zum Beispiel Datteln besonders reich am sogenannten Tryptophan. Aus diesem Stoff wird im Gehirn Serotonin gebildet. Eine Handvoll täglich reicht bereits zur Vorbeugung.
Aber nicht nur Serotonin kann den emotionalen Hunger pushen, sondern auch das Stresshormon Cortisol. Es sorgt u.a. dafür, dass unsere Hirnareale, die für unser bewusstes Handeln verantwortlich sind, einfach blockiert werden. Stattdessen wird unser Stammhirn aktiviert, das die überlebenswichtigen Funktionen und Instinkte steuert.
Auf diese Weise kann auch die Wahrnehmung unserer inneren Signale, wie Hunger und Sättigung, herabgesetzt werden. Im Gegenzug lassen wir unsere Überlebensinstinkte die Kontrolle übernehmen, möglichst viel zu bunkern, anstatt bewusst nur die Menge zu essen, die wir tatsächlich brauchen. So enden beispielsweise oftmals anstrengende Lernphasen oder stressige Stunden im Büro damit, dass Schokolade, Energy-Drinks oder Kekse unsere treue Begleiter sind. Wir essen nicht, weil wir hungrig sind, sondern weil unser Körper uns signalisiert, dass wir damit die Situation angeblich besser meistern können.
Kurzfristig scheint dieses Verhalten die Lage für uns erträglicher zu machen. Langfristig gesehen ist das Soulfood jedoch vielmehr eine Kompensationsstrategie, die uns davon abhält, das eigentliche Problem anzugehen. Was kannst du also tun, wenn dich plötzlich der emotionale Hunger – ohne Magenknurren – packt und du einfach ohne Grund mal wieder den Kühlschrank öffnest oder deine Hand zur Kekspackung greift?
SOS - Notfallplan: Wie kannst du das emotionale Essen stoppen?
- Identifiziere den Auslöser: Sobald der Impuls „Ich muss etwas essen“ in dir hochkommt und du zum Schokoriegel oder den Keksen greifst, nimm dir kurz Zeit und reflektiere deine Situation. Möchtest du etwas essen, weil du körperlich hungrig bist oder möchtest du lediglich deine Emotionen kompensieren?
- Denke über eine Lösungsstrategie nach: Wenn du den Auslöser benennen kannst (z. B. Stress im Job), überlege dir, wie du den Kern des Problems lösen kannst.
- Setze deine Strategien um: Frage z. B. Kollegen, ob sie dich unterstützen, spreche offen mit deinem Chef, dass du zur Zeit an zu vielen Projekten gleichzeitig arbeitest, telefoniere mit einem Freund oder einer Freundin und versuche, deinen Kopf frei zu bekommen. Hierfür eigenen sich beispielsweise Yoga, eine Runde durch den Park joggen oder etwas, was dir vom Herzen her Spaß macht.
Diese drei Tipps kannst du super nutzen, wenn dich der Naschanfall überkommt. Aber langfristig solltest du etwas in deinem Leben ändern, damit das emotionale Essen nicht zur Gewohnheit wird. Denke immer daran: Essen löst nicht deine Probleme, du verdrängst sie damit nur!
Emotionaler Hunger als Geschenk
Sehen wir es positiv: Emotionaler Hunger kann auch ein Geschenk sein. Wieso? Weil er dir zeigt, dass gerade etwas nicht stimmt. Wenn du ihn bewusst wahrnimmst und die Ursache erforschst, wirst du spüren, dass dein Körper auf diese Weise versucht mit dir in Kontakt zu treten. Ein Art Hilferuf, dass du dringend etwas ändern musst. Sei es, dass du zu viel Stress hast, dich miserabel nach einem Streit fühlst oder du unzufrieden mit deiner Lebenssituation bist. Den emotionalen Hunger wirst du zwar nie ganz abstellen können, aber wichtig ist, ihn richtig einordnen zu können und dir passende Handlungsstrategien zu überlegen.
Unser Fazit:
Möchtest du das emotionale Essen stoppen, ist es wichtig, die Ursache zu erkennen. Nimm dir Zeit, dein Verhalten zu reflektieren, finde den Auslöser und entwickle für dich passende Strategien, wie du das Problem lösen kannst. Auf diese Weise gewinnst du dein natürliches Essverhalten zurück, d.h. das du nur noch dann isst, wenn dein Körper hungrig ist, dein Magen zu knurren beginnt und nicht dann, wenn dein Kopf nach dem nächsten Snack verlangt.
Dein Sanhelios-Team